Die Dame in Rot

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Whisky
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Die Dame in Rot

Beitragvon Whisky » Dienstag 26. Februar 2008, 09:25

Sodele, da ich wieder mal hier im Forum herumgeistere, ein neuen Schreibwettbewerb und somit einen neuen Text habe, hier mal ein bisschen Lesestoff von mir.
Ist wie so üblich bei mir keine FanFic, sondern einfach nur ein Psychotext ;)

Ist noch nicht überarbeitet und vorallem der Schluss des ersten Teils hier ist noch ziemlich komisch und wackelig. Also da werd ich wohl noch etwas ummischeln, keine Sorge.

Arbeitstitel: Die Dame in Rot

Genre: Mord, Horror, Psycho

Comment-Thread: keiner, Feedback (immer gern gesehen!) gleich hier rein

FSK: ~16 --- FanFic Rating: ~NC-17

Zum Inhalt:

Eine unheimliche Dame in Rot, ein kleines Mädchen und ein Revolver.
Der Albtraum der kleinen Selina wird 25 Jahre später plötzlich wahr (in Teil zwei, noch nicht geschrieben/veröffntlich).


---

Die Dame in Rot - Wenn (Alb)träume wahr werden

Die Dame in rot stand einfach nur da. Die nackten Füsse im ungeschnittenen Gras des Gartens. Das rote Sommerkleid wallte ihr bei jeder Brise leicht um die Knie. Das braune Haar schulterlang geschnitten und… ein Schnauz. Doch es war nicht der Schnauz, der die Dame furchterregend aussehen liess. Es waren ihre Augen. Augen, die das kleine Mädchen mit leerem Blick anstarrten. Augen, die tot schienen. Augen, die blanken Wahn offenbarten. Augen, die es für das Kind unmöglich machten, sich zu bewegen.
Die Sekunden krochen dahin wie Stunden, in denen sich die Dame in Rot und das kleine Mädchen sich gegenüber standen. Zwischen ihnen eine Grasfläche von zehn Schritten, keine Blumen.
Das Mädchen kannte diesen Garten nur zu gut, schliesslich spielte sie fast täglich hier. Hinter ihr befand sich eine Reihe von Hecken. Heute schienen sie höher und bedrohlicher als sonst. Zu ihrer Linken befand sich ein kleiner Teich, der von verschiedenem Gebüsch umringt war. Hätte das Mädchen in diesem Moment hineingeschaut, hätte sie keine Fische in dem dunklen trüben Wasser gefunden.
Der einzige mögliche Weg war nach rechts, über die Veranda ins Haus. Doch das Mädchen war nicht sicher, ob die Verandatür offen war. Was, wenn sie abgeschlossen wäre? Wenn das Mädchen losrennt und die Dame in Rot sie verfolgt, was wäre, wenn die Tür dann nicht aufginge?
Das Mädchen hatte keine Gelegenheit mehr, weiter darüber nachzudenken. In diesem Moment hob die Dame in Rot ihren Arm nach oben und der Lauf einer .357 Magnum grinste dem Mädchen ins Gesicht.
Das Mädchen rannte ohne zu zögern los, nahm die drei Stufen die Veranda hoch mit einem Satz und drei grosse Schritte später war sie auch schon an der Verandatür. Sie knallte gegen das Fliegengitter und die Glastüre die sich dahinter befand. In kindlicher Panik und mit tränenden Augen drückte sie gegen die Tür. Angsterfüllt schaute sie über die Schulter zurück. Die Tränen verschwammen ihr Blickfeld. Sie erkannte, dass die Dame in Rot noch immer am gleichen Ort stand, den Arm noch immer erhoben, der Revolver zielte noch immer an die Stelle an der das Mädchen vor kurzem noch stand. Nur den Kopf hatte die Dame dem Mädchen zugewandt. Dieser leere, starre Blick folgte jeder Bewegung die das Mädchen machte.
‚Ziehen‘, kam es dem Mädchen in den Sinn ‚Diese doofe Fliegengitter Tür muss man ziehen zum öffnen!‘.
Sie zog so fest an dem Fliegengitter, dass sie fast nach hinten umgefallen wäre. Schnell fand sie das Gleichgewicht wieder und stürmte auf die Glastüre zu. Diese liess sich nun zum Glück leicht nach innen aufdrücken. Das Mädchen schlüpfte schnell ins Haus und schlug die Tür so fest hinter sich zu, dass das Glas zitterte. Sie traute sich nicht zurückzusehen.
Das Mädchen rannte durch das Wohnzimmer in welches die Verandatür führte. Die Verandatür, sie hatte sie nicht abgeschlossen! Aber die Angst war zu gross, nun noch umdrehen zu können. Noch einmal auf diesen leeren Blick zu treffen – noch einmal den metallen funkelnden Lauf des Revolvers zu sehen.
In der hälfte des Wohnzimmers bog sie nach links ab in den Flur. Doch kaum hatte sie 3 Schritte getan, wurde ihr Weg versperrt.
Das Mädchen prallte gegen einen zierlichen Frauenkörper, der von einem roten Kleid bedeckt wurde. Die zarten Wangen des Kindes trafen auf rote Seide.
Die Frau packte sanft die Arme des Mädchens, damit dieses nicht nach hinten fiel. Eine wohlige Wärme ging von der Frau aus, sodass das Mädchen trotz ihrer Angst aufschaute. Die Frau sah genau so aus wie die Dame in Rot. Doch die haselnussbraunen Augen, in welche das Mädchen nun blickte, strahlten Wärme und Geborgenheit aus. Auch der Schnauz war verschwunden.
Erneut schien sich die Zeit nicht an ihr Gesetz zu halten. Eine Frau, ähnlich der unheimlichen Dame in Rot, stand mit einem kleinen Mädchen im Flur. Flankiert von zwei offenen Türen. Zur Linken des Mädchen, das Schlafzimmer, mit einer grossen Fensterfront zum Garten. Zu ihrer Rechten die Küche mit ihren tiefen Sitzbänken und kalten Kachelboden. Der Moment schien zeitlos.
„Versteck dich“, sagte die Frau nach einer scheinbaren Ewigkeit.
Die Augen der Frau weiteten sich, als sie nach rechts durch das Schlafzimmer sah. Das Mädchen folgte ihrem Blick und konnte gerade noch das Aufblitzen des metallenen Revolverlaufes wahrnehmen bevor sie zu Boden gestossen wurde. Ein Knall, Glas klirrte, ein spitzer Schrei und von irgendwoher „Ich rufe die Polizei“.
Das Mädchen öffnete den Mund zu einem Schrei, brachte keinen Ton heraus, die Kehle war zu sehr ausgetrocknet. Kalte Schweissperlen bildeten sich auf der Stirn und heisse Tränen verschwammen die Sicht. Sie krabbelte panisch auf allen Vieren in die Küche und Tränenblind unter die Sitzbank.
Die unheimliche Stille wurde nur vom rasselnden Atem des Kindes unterbrochen.
Aus der Ferne drang leise eine Melodie in das Ohr des Mädchens. Vielleicht spielten diese monströsen Klänge auch nur in ihrem Kopf. Sie versuchte das Geigenspiel zu ignorieren, konzentrierte sich auf die Stille, die ansonsten herrschte. Trotz ihrer Angst, eine Angst die jedes andere Kind ihres Alters fast um den Verstand gebracht hätte, horchte sie nach Geräuschen. Sie wollte sich ein Bild machen, was dort draussen, ausserhalb ihres Versteckes, ausserhalb der sonst so gemütlichen Küche, vor sich ging. Doch die Stille schien unendlich lange anzuhalten. Dann endlich ein Knirschen. Das Mädchen hielt den Atem an, um besser hören zu können. Glasscherben brachen und klirrten zu Boden, begleitet von einem ‚Zurr‘. Das Kind hatte ein klares Bild vor Augen, wie die Dame in Rot zum Fenster einstieg. Sie brach die letzten Scherben vom Fensterrand, die ihr die Beine blutig schnitten. Ihr rotes Sommerkleid riss an einer Stelle, während ihre Augen mit leerem Blick geradeaus starrten.
Nun war das Knirschen von Glassplittern zwischen Parket und nackten Füssen zu hören. Langsame, schlurfende Schritte. Das Mädchen schnappte geräuschvoll nach Luft, um diese sogleich wieder anzuhalten. Einen Moment lang war wieder alles still. Die Dame in Rot versuchte das Geräusch einer Richtung einzuordnen, eher sie weiter voranschritt. Dann waren wieder Schritte zu hören. Kein Glas das mehr knirschte, nur noch das patschen und schlurfen von Füssen auf Holzboden.
Dem Mädchen schien es, als würde mit jedem Schritt der Dame in Rot ihr Herz noch ein bisschen schneller schlagen.
Patsch – Schlurf – Patsch. Das Herz hämmerte wild gegen den Brustkorb.
Patsch – Schlurf – Patsch. Schweiss lief brennend in die Augen und den Mund.
Patsch – Schlurf – Patsch. Die Lungen verlangten schmerzlich nach Luft.
Patsch – Schlurf – Patsch. Das blonde Haar klebte an Stirn und Wangen.
Patsch – Schlurf – Patsch. Ihr Herz schien jeden Moment zu explodieren.
Patsch – Schlurf – Patsch.
Dem Mädchen blieb erstickt ein Schrei in der Kehle stecken, als sich auf dem in der Abendsonne gebadeten Küchenboden ein Schatten aufzubauen begann. Das Kind zuckte reflexartig zurück und wollte sich tiefer unter der Sitzbank vergraben. Ein Schmerz zuckte durch ihren Kopf und Sterne bildeten sich vor den Augen als das Mädchen den Kopf an der Bank anschlug. Ein weiterer heftiger Schwall Tränen brach aus und verschwamm die Sicht erneut.
Ausser dem Summen in ihrem Kopf war nichts zu hören, der sichtbare Teil des Schattens bewegte sich keinen Millimeter.
Sie hatte sie gehört. Die Dame in Rot hatte sie gehört. Diesmal ganz sicher.
Trotz der Benommenheit überschlugen sich die Gedanken des Mädchens hastig. Der Atem ging nun unkontrolliert, schnell und rasselnd wie nach einem 300 Meter Sprint.
Der Schatten wuchs langsam mit näher kommenden patsch und schlurf Geräuschen. Er war lang, da die Abendsonne schon tief stand. Ein langer und schmaler Schatten, der träge über den Küchenboden schlich. Nur der zerrissene Teil des Sommerkleides führte einen hektischen Schattentanz auf.
Ein letztes Schlurfen und mit einem Patsch betrat der nackte, von der Gartenerde etwas schmutzige Fuss der Dame in Rot den Küchenboden. Dünne Blutrinnsale bahnten sich ihren Weg über die sonst so zierliche Wade. Das zerfetzte Sommerkleid liess Einblick auf den Schenkel, in welchem eine Glasscherbe noch immer eine tiefe Fleischwunde schnitt. Mit einem weiteren Schlurfen setzte die Dame in Rot auch ihren linken Fuss in die Küche.
Trotz der trockenen Kehle entrann dem Mädchen ein Wimmern – und von da an ging alles sehr schnell.
Die Dame in Rot bückte sich langsam nach unten. Das Mädchen sah den Revolverlauf am Rande der Sitzbank erscheinen, bevor sie in letzten Tränen die Augen schloss.
Sie hörte wie der Hahn der .357 mit einem Klicken zurückgezogen wurde. Ein Knall ertönte, aber nicht aus dem Revolver. Es war ein dumpfer Knall, ähnlich dem, welcher das Mädchen verursachte als sie den Kopf an der Sitzbank anschlug. Ein wütender Schrei. Getrampel, nicht von zwei sondern von vier Füssen. Ein Ächzen, ein Stöhnen und dann löste sich doch ein Schuss.
Das Mädchen zuckte zusammen und riss die Augen auf.
Wie in Zeitlupe sah sie weiche kleine Klumpen und Blut matschig auf den Küchenboden fallen. Darauf folgte mit einem wuchtigen Aufprall der Oberkörper der Dame in Rot. Der Träger des Sommerkleides war zerrissen und der rote BH wurde sichtbar. Der Mund stand offen. Blut rann aus einem klaffenden Loch in der Schläfe über das ganze Gesicht. Das Mädchen blickte noch ein letztes Mal in die leeren Augen, bevor sich diese nach oben rollten.

Und dann wachte die sieben jährige Selina schreiend und schweissgebadet auf.
Zuletzt geändert von Whisky am Dienstag 24. Februar 2009, 14:49, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Die Dame in Rot

Beitragvon Mac » Dienstag 26. Februar 2008, 12:13

Wann gehts weiter?? Ich will mehr lesen davon. einfach nur geil meiner meinung nach!! Dickes Lob von mir!! :wosschilder71
"Die Menschen, die aus der Ewigkeit kommen und dorthin zurückkehren, ohne den Geschmack des wahren Lebens gekostet zu haben, sind nicht imstande, das Leid einer Frau zu ermessen, deren Seele zwischen zwei Männern steht, einem, den sie nach dem Willen des Himmels liebt, und einem anderen, dem sie aufgrund irdischer Gesetze angehört."
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Re: Die Dame in Rot

Beitragvon Perry_Rhodan » Dienstag 26. Februar 2008, 15:51

WOW... mir lief es kalt den rücken runter und dass soll was heißen, :wosschilder71 :wosschilder71 und noch mal :wosschilder71
.... ich will wie mac auch weiter lesen^^
MFG ICH
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Re: Die Dame in Rot

Beitragvon Whisky » Samstag 1. März 2008, 00:34

So, zweiter (End)teil endlich auch fertig, jedoch auch in der ersten Version (hab vor 10 Minuten die letzten Buchstaben getippt) und noch unbearbeitet.
Dazu wäre super wenn ihr als Leser mir zwei Fragen beantworten könntet:
1.) Ist der zweite Teil im vergleich zum ersten zu lasch? Der erste hört mit diesem "rasanten" auf, und der anfang des zweiten teil drosselt das Tempo dann extrem sodass man nicht mehr weiterlesen möchte? (oder mein ich das nur?)
2.) Versteht man den Sinn der Geschichte? Was es mit der Dame in Rot auf sich hat, was mit der los ist (ohne dass ich jetzt gross etwas verrate)?

Dank euch im Voraus ;)

-----------------

25 Jahre später
Selina drückte ihrem Mann sanft einen Kuss auf die Wange, bevor sie das Bett verliess. ‚Der hat es gut’, dachte Selina, ‚muss erst in zwei Stunden aufstehen’.
Ihr allmorgendlicher Ablauf war schnell getan und schon bald sass sie ein Stück Brot kauend im Auto. Kaum losgefahren, fand sie sich auch schon im Stau wieder. Die Metallkolonne kroch langsam vorwärts, während Selina seufzend zu ihrem Mobiltelefon griff. Eigentlich war es ja verboten während dem Autofahren zu telefonieren. Doch genau genommen konnte man diese Fortbewegung momentan nicht wirklich Auto fahren nennen. Sie wählte die Kurzwahlnummer ihrer besten Freundin.

Am anderen Ende der Stadt stand eine Brünette nackt vor ihrem Kleiderschrank. Sie war alleine in der Wohnung und nur der Radio leistete ihr Gesellschaft. Möglicherweise aber auch nicht ganz alleine. Dem Geigenspiel im Radio lauschend starrte sie in den Spiegel. Sie sah ihren Körper, ganz klar, erkannte sich selbst darin aber nicht.
Augen starrten sie aus dem Spiegel an, die nicht ihre waren. Sie liessen nicht von ihr ab und auch die Brünette konnte den Blick nicht abwenden. Es erinnerte sie an das „Wer zuerst blinzelt“ – Spiel aus der Kindergartenzeit.
Erst das klingeln des Telefons riss sie aus den Gedanken und liess sie sich von dem Spiegel abwenden.
„Ja?“, nahm sie den Anruf tonlos entgegen. Sie schaute nochmals in den Spiegel. Sie. Nur sie selbst.
„Guten Morgen Sonneschein! Entschuldige wenn ich dich geweckt habe, du klingst nicht gerade wach“, klang es aus dem Telefon.
„Nein, schon gut, ich war nur in Gedanken“, entgegnete die Brünette, während sie sich nun mit ihrer Kleiderauswahl beschäftigte.
„Mach’ dir lieber während der Arbeit dann Gedanken über deine Kolumne. Wo wir grad schon bei der Arbeit sind, ich stehe wieder mal im Stau“, erklärte Selinas Stimme am anderen Ende der Leitung.
„Ok“, die Augen der Brünette wanderten über die verschiedenen Textilien in dem Ahornschrank.
„Der Stau wird von Tag zu Tag schlimmer scheint mir“, plauderte Selina fröhlich weiter. Doch die Brünette hörte nicht mehr zu, als ihre Finger die rote Seide eines ihrer Sommerkleider berührten.

„Hallo?“ Keine Antwort „Hallo?!“
Selina hielt ihr Mobiltelefon fest ans Ohr gepresst, während sie ihren Wagen langsam ein Stück voran rollen liess. Nach einigen Sekunden war nur noch das Freizeichen zu hören. Selina zog eine Augenbraue hoch und sah ungläubig ihr Telefon an. ‚Einfach aufgelegt… Oder die Verbindung abgebrochen’ dachte Selina und warf ihr Telefon auf den Beifahrersitz.
Langsam zog die Autokolonne ihren Weg durch die Stadt. Während der gesamten Fahrt hallte das unheimliche Geigenspiel in ihrem Kopf wieder, welches sie durch das Mobiltelefon gehört hatte. Ein flaues Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus. Sie konnte sich nicht reinnern, woher sie das Lied kannte. Es schien ihr wie ein Déja-vu.
30 Minuten später erreichte Selina endlich die Redaktion. Mit ihrer Aktentasche in der Hand, stieg sie aus dm Wagen und knallte die Tür mit dem Fuss hinter sich zu. Per Knopfdruck auf ihren Autoschlüssel schlossen sich die Türen mit aufleuchtenden Blinkern ab. Wie fast jeden Morgen stieg sie in den Lift, fuhr in den dritten Stock, während sie in ihrem Kopf ihre Tagesplanung durchging. Mit einem ‚Ding’ öffneten sich die Fahrstuhltüren. Selina trat heraus, schlich sich schnell am Büro ihres Chefs vorbei zu ihrem eigenen Arbeitsplatz.
Sie kam an der Kantine vorbei, wo sie abrupt stehen blieb. Die Brünette in ihrem roten Sommerkleid hatte sofort Selinas komplette Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Sie stand vor der Kaffeemaschine aber schien diese nicht zu benutzen. Selinas Blick wanderte den mit roter Seide bedeckten Rücken ihrer Arbeitskollegin herunter, bis zu deren langen Beinen.
„Wow, Andrea“, begann Selina, während sie Andreas nackte Füsse ansah. „Dieses Kleid ist der Hammer, aber vielleicht solltest du dazu Schuhe –„ Selina brach mitten im Satz ab, als sich die Dame in Rot langsam umdrehte. In der linken Hand hielt sie einen aufklebbaren Schnauz, wie er normalerweise in einer Sylvester Tischbombe zu finden war. Selina blickte auf die rechte Hand der Dame in Rot. Einen Revolver mit glänzendem Lauf hielt sie fest. Selinas Augen weiteten sich, als verschwommene Erinnerungen in ihr aufkamen. Furcht und Unglaube schnürten ihr die Kehle zu. Sie suchte den Blick der Brünette, doch was sie fand waren nur Augen, die ihr leer entgegenstarrten.
Selina war unfähig sich zu bewegen. Unfähig zu sprechen. Unfähig einen klaren Gedanken zu fassen.
Ein kindliches Gefühlschaos brach in ihr aus und drückte ihr Tränen in die Augen. Die Dame in Rot führte langsam den Schnauz an ihr Gesicht. Aus dem nächstgelegenen Büro spielte das Radio das bedrohliche Geigenkonzert.
„Andrea“, wimmerte Selina leise. Sie konnte nicht von den trüben Augen ablassen, die nichts mehr von ihrer besten Freundin erkennen liessen.
Die Dame in Rot drückte den Schnauz mit der linken Hand an ihre Oberlippe, während sie mit ausgestrecktem rechtem Arm den schweren Revolver auf Schulterhöhe hob. Selina hatte bis zu diesem Augenblick nie geglaubt, dass Andrea zu solch einem Kraftakt fähig gewesen wäre. Aber natürlich war dies nicht Andrea. Es war nicht ihre beste Freundin die ihr eine tödliche Waffe entgegengestreckt hielt. Diese Frau war nicht ihre Arbeitskollegin, mit der sie fünf Tage die Woche das Büro teilte und über Hollywoodstars tratschte. Vor Selina stand die Dame in Rot, wie sie auch schon vor 25 Jahren vor ihr gestanden hatte.
Doch etwas war anders dieses Mal. Der Revolver zitterte leicht. Nicht etwa, weil die Dame in Rot nicht genug Kraft gehabt hätte, die .357 still zu halten.
Obwohl ganz klar die Dame in Rot vor ihr stand, schien sie verändert zu sein. Noch immer strahlte sie blanken Wahn aus, der das Ziel hatte, Selinas Leben möglichst blutig zu beenden. Doch ihre Augen waren nicht mehr so leer wie zuvor, oder wie vor 25 Jahren in Selinas Traum. Sie hatte ein Flackern in den Augen, welches diese wieder etwas haselnussbraun erscheinen liessen. Andrea war irgendwo noch da drin und versuchte die Kontrolle zurück zu gewinnen. Tief verborgen, gefangen in ihrem Körper kämpfte Andrea gegen die Dame in Rot.
Der Revolver fing heftiger an zu zittern, das Flackern in den Augen der Dame in Rot wurde stärker. „Andrea“, versuchte es Selina erneut mit leiser Stimme und einem kleinen Hoffnungsschimmer im Herzen. Gebannt blickte sie den flackernden Augen entgegen. Dann drückte die Dame in Rot erneut ihren Schnauz fest und der leere Blick gewann wieder Überhand. Der Hahn des Revolvers wurde herunter gezogen.
Selina schloss die Augen und atmete lange aus. Andrea hatte es nicht geschafft. Nun war alles verloren.
„NEIN“, durchbrach eine vertraute aber auch erstickte Stimme die Stille. Fast im selben Augenblick löste sich ein Schuss. Der Knall und das Geräusch von klirrendem Glas hallten in Selinas Ohren wieder.
Zeitlupe. Ich bin tot. Ich bin tot. Ich bin tot.
Schreie. Fussgetrampel. „Ich rufe die Polizei“. Chaos.
Ich bin nicht tot?
Selina öffnete die Augen.
Neben ihr auf dem Boden lagen Glasscherben und frische Luft wehte als leichte Briese an ihren Rücken. Mitarbeiter der Redaktion versteckten sich in ihren Büros, unter Tischen, oder kauerten sonst irgendwo mit den Händen über dem Kopf in Sicherheit.
Die Dame in Rot drückte mit der linken Hand den Revolver in der Rechten auf die Ablagefläche neben der Kaffeemaschine. Sie wand sich in alle Richtungen als ringe sich mit sich selbst und stiess dabei eine halbvolle Kanne mit der lauwarmen, braunen Koffeinbrühe zu Boden.
Selina beobachtete diese Szenerie schockiert. Sie wusste nicht was sie tun sollte. Wusste nicht, wie sie ihrer besten Freundin helfen konnte.
Doch da trafen sich ihre Blicke. Die Dame in Rot – Andrea – Beide verharrten sie in ihrer gemeinsamen Position, mit dem Oberkörper auf die Küchentheke gedrückt und starrten Selina an. Das eine Auge farblos, kalt, leer, voller Wahn und Mordlust. Das Andere warm, haselnussbraun, aber auch traurig und ängstlich. Eine Träne lief über die Wange auf der Seite von Andrea’s Auge.
„Tut mir leid“, kam es kraftlos aus dem gemeinsamen Munde. Doch Selina war sich sicher, dass die Dame in Rot über diesen Teil des Körpers in diesem Moment keine Kontrolle mehr hatte. Es war Andrea gewesen. In den Blick des leeren Auges mischte sich mit einem Mal auch ein Ausdruck der Angst. Selina begriff auch sofort warum. Andrea hatte auch die Kontrolle über ihre Revolverhand zurück gewonnen. Diesen richtete sie nun auf sich selbst.
Nun war es an Selina mit einem „NEIN“ die Stille zu durchbrechen. Doch da war es auch schon zu spät.
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Re: Die Dame in Rot

Beitragvon Perry_Rhodan » Samstag 1. März 2008, 01:36

Also.. fange ich mal an. Das tempo am anfang finde ich ok, es erhält die spannung etwas, man wartet darauf, dass etwas spannendes passiert. Etwas lascher finde ich den teil schon, aber es lief mir um 00:33 doch noch kalt den rücken runter :D .
Verstanden habe ich in der geschichte nur nicht was es direkt mit diesem roten kleid auf sich hat, warum das so einfluss auf sie nimmt, vlt mal ne PN.
Aber algemein :wosschilder71 hat mir gut gefallen und ist für einen schocker echt gut geeignet.Ausserdem konnte man sich total in die rolle des kindes und der frau versetzen wirklich gut geschriben, dickes lob von mir.

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